Freitag, 10. Oktober 2014

Das Beschreiben, die geflügelten Worte


Auf den ersten Blick, scheint uns die Aufgabe, beschreibe diese oder jene Sache nicht sehr schwierig. Wenn wir uns nun genauer damit befassen, stellen wir fest, es ist eben doch nicht so einfach.

Denn eine gute Beschreibung ist lebendig, regt unsere Phantasie an, erfasst möglichst viele Details. Aber wirklich gute Beschreibungen ermöglichen es uns einen Ort, eine Sache oder ein Ding, nicht nur mit dem Intellekt zu erfassen, sie lässt uns sensorisch teilhaben. Ohne dabei auf unserer tatsächlichen, realen Sinne zurückgreifen zu müssen. Unsere Sinne werden nur durch Worte aktiviert. Einfach formuliert, eine gute Beschreibung lässt unser Kopfkino anlaufen.

Das schönste Beispiel ist die Erzählung, die Mutter der Literatur. Überlieferungen in Worten. Schon unsere Vorfahren berichteten ihren Zuhören in Worten, lange bevor die Schrift erfunden wurde. Am warmen, knisternden Feuer, im flackernden Schein, der sich gegen den sternenklaren Nachthimmel reckenden Flammen, erzählten sie ihre Geschichten, konnten Menschen faszinieren und begeistern. Viele Jahrtausende lang, über Generationen. Später, als dann die Schrift Einzug hielt, in die Menschheitsgeschichte, da entwickelten sich, die Literatur. Die für uns, von unterhaltsam, bis informativ war. Es heute noch ist.

Die Unterscheidung, ob eine Beschreibung oder eine Geschichte gefällt oder nicht, die fällt in unserem Kopf. Unser Kopf sagt uns, wann wir uns begeistern, nämlich dann, wenn unser Kopfkino beginnt. Noch heute im 21. Jahrhundert gilt. Das geschriebene Wort, ist unterhaltsamer, als der beste Film. Das große Kino, dass unsere Augen mit Bildern verwöhnt, unser Gehör mit Sprache und Effekten füttert, doch es oft vernachlässigt unsere innere Sensorik zu aktivieren. Der Film ist für unseren vielseitigen Geist zu oberflächlich. Als Beispiel könnte man die Romane von Thomas Harris, der Hannibal Lector Reihe nehmen. Wer die Bücher zuerst gelesen hat, fand zwar die Darsteller der Filme wunderbar, die Filme jedoch eher mittelmäßig unterhaltend. Sie waren einfach nicht in der Lage, die Unmengen an Information zu transportieren, die, diese fesselnden Bücher boten. Das Kopfkino blieb draußen.

Ähnliche Informationsverluste kann man in vielen elektronischen Medien beobachten, das verdirbt uns dann, unbewusst oder bewusst, den Spaß am Erleben. Wie Hörspiele, sie sind eigentlich noch ärmer, wie der Film. Denn sie beschränken sich nur auf das Gehör. Mögen sich die Darsteller der Protagonisten noch so sehr bemühen, Höreffekte, Musik und Vortrag, sind nicht so fesselnd, wie die charismatische Stimme und die Worte, die durch eine reine Hörbuchvorlesung vermittelt werden.

Wer nun sagt, das sieht er anders, der sollte einen Selbstversuch wagen, mit den von mir erwähnten Beispielen. Besser noch, er soll es selbst einmal versuchen, etwas zu beschreiben. Sagen wir etwas eher Simples, wie einen einfachen Haufen menschlicher Fäkalien. Ich vermute, bereits die Vorstellung, der Beschreibung ruft bei einigen Lesen, ein gewisses, schauriges Kopfkino hervor. Das allein, ist bereits ein Beispiel für die Macht der Worte.

Genau aus diesem Grund wird wohl das geschriebene oder gelesene Wort für immer einen bedeutenden Teil unserer Kultur ausmachen, wenn wir uns dessen auch nicht immer bewusst sind.


© George W. Lästerbacke